Der junge Kurt von Fritz Geron Pernauhm

„Der junge Kurt“ von Fritz Geron Pernauhm ist in der Reihe Bibliothek Rosa Winkel im Männerschwarm Verlag erschienen. Es ist bereits Band 55 und man muss diesem Verlag Respekt zollen, dass er diesen Mut aufbringt, diese kleinen, aber wichtigen Büchlein der schwulen Community zu offenbaren.

Fritz Geron Pernauhm ist das Pseudonym von Guido Hermann Eckardt, der als Musiker und Journalist über Jahrzehnte das kulturelle Leben Rigas mitprägte. Er bereiste in seinen Lehr- und Wanderjahren Berlin, München, Paris und Rom. In dieser Lebensphase entstanden auch drei Romane, die er ab 1900 veröffentlichte. Den Anfang machte „Ercole Tomei“ 1900, „Die Infamen“ erschien 1906, dazwischen wurde „Der junge Kurt“ im Jahre 1904 veröffentlicht, das kleinste Werk aus dieser Reihe.

Darin geht es um Hehrmeister, einem vielgereisten Komponisten, der in seine alte Heimat Riga zurückkehrt, und dort bei seinem besten Freunde dessen jungen Sohn Kurt nach Jahren wiedersieht. Er möchte zunächst dem Siebzehnjährigen ein väterlicher Freund sein. Erst als ihn Kurts Mutter „einfängt“, mit ihm eine Affäre beginnt, werden ihm die wahren Gefühle für den jungen Mann bewusst. Doch er flieht davor, und zwar nach Paris, und das ist dann ein doppelter Verrat für Kurt, der daran zerbricht.

Ich traue mich selten an die Reihe Bibliothek Rosa Winkel heran, vielleicht weil ich es so schwer ertrage, wenn eine große Liebe beschrieben wird, die an den gesellschaftlichen Umständen scheitert. Mir will das aus heutiger Sicht nicht in den Kopf, dass man es sich selbst so schwer machen, sich und seiner Liebe so im Wege stehen kann. Ich ertrage es nicht, wenn ich die ganze Zeit denke: Jetzt, mach doch mal, jetzt, jetzt geh doch auf ihn zu, gib dir einen Ruck, oh Mann. Ich möchte das nicht lesen, weswegen ich ja das dünnste der Büchlein zum Lesen ausgesucht habe. Und doch weiß ich um die Wichtigkeit dieser Werke, nicht nur wegen ihrer wunderschönen Sprache, sondern auch um Dinge zu erfahren, von denen wir nicht mehr wissen. Um sie zu verstehen, nicht weil sie es nicht mehr gibt, sondern weil sie nach wie vor gegenwärtig sind, nur auf andere Weise.

Es ist ein kleiner Kosmos, der hier von Pernauhm beschrieben wird, mit all seinen Verflechtungen und Verwerfungen. Doch alles wird immer nur angedeutet, vor allem da, wo es um die Liebe zwischen Hehrmeister und Kurt geht. Weniger angedeutet als vielmehr interessant beschrieben wird die Affäre mit der Frau des besten Freundes, und wie sich Hehrmeister wieder davon lösen möchte, als er merkt, dass er eher Gefühle für den Sohnemann als für die Mutter hegt…

„Der junge Kurt“ von Fritz Geron Pernauhm ist in der Reihe Bibliothek Rosa Winkel des Männerschwarm Verlages erschienen. Er umfasst  140 Seiten und ist für 12 Euro im Fachhandel erhältlich.

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