Patrik, age 1.5 von Ella Lemhagen

 

Ein kürzlich verheiratetes Pärchen zieht in einen idyllischen Vorort einer schwedischen Großstadt. Die Nachbarschaft ist nett, über den Gartenzaun hinweg finden Gespräche statt, man hilft sich gegenseitig, feiert gemeinsam. Einer von den beiden hat bereits eine Ehe hinter sich und mit seiner Ex-Frau ein gemeinsames Kind, eine sechzehnjährige Tochter mit EMO-Allüren. Um eine wirkliche Familie zu werden möchten die beiden ein Kind adoptieren. Hört sich alles langweilig an? Nun, nicht, wenn Sven nicht mit einer Frau, sondern einem Mann namens Gören zusammen ist. Und nicht, wenn das versprochene Kind Patrik, das nach Schreiben der Agentur 1,5 Jahre alt sein soll, aber bereits 15 Jahre alt ist.

So fängt das ganze Drama an. Denn der fünfzehnjährige Patrik ist noch zusätzlich ein homophober Delinquent. Spross aus verkorkster Partnerschaft einer drogensüchtigen Prostituierten mit einem dahergelaufenen Typen macht dieser Junge Zeit seines Lebens nur Ärger. Die beiden Möchtegern-Väter reagieren auf Patrik mit Abneigung und Angst. Sven vor allem traut ihm alles zu, während der etwas jüngere Göran versucht eine Beziehung zu dem Jungen aufzubauen. Denn diese drei Menschen müssen ein verlängertes Wochenende miteinander verbringen bis der vermeintliche Irrtum, der keiner ist, aufgeklärt werden kann. Letztendlich entscheidet Göran, dass Patrik bleiben soll, solange dieser keine neue Familie hat. Göran ist dagegen. Er trinkt und wütet in der Wohnung. Bis er rausgeschmissen wird. Die nächste Zeit verbringen Göran und Patrik alleine im Haus. Sie freunden sich an. Zunächst über die Gartenarbeit, für die Patrik ein Händchen hat, dann beginnen sie gemeinsam zu joggen.

Die Stärke des Films ist, dass Regisseurin Ella Lemhagen eine romantische, rührende Komödie aus dem Stoff gemacht hat. Natürlich zeigt sie die Homophobie der Nachbarn in diesem Film, aber eher subtil, nicht mit dem Hammer. Ohne moralischen Zeigefinger. Natürlich konstruiert sie eine Situation, die vielleicht etwas unrealistisch erscheint. Doch wird es nie albern, und zum Schluss nach dem typischen Hin und Her in diesem Genre kommt es zum Happy End und man ist versucht ein kleines Tränchen der Rührung zu vergießen.

Dieser Film ist keine Sozialstudie, keine Polemik gegen Intoleranz und Schwulenfeindlichkeit. Dieser Film ist vielmehr einer über Freundschaft, über eine Annäherung zwischen Menschen. Über das Aushandeln von Beziehungen und Gefühlen.

„Patrik, age 1.5“ ist ein sympathischer Film mit einem guten Cast, einer zielsicheren Regisseurin und einem routinierten Kameramann Marek Wiesner. Göran wird übrigens von Gustaf Skarsgard gespielt und sollte ebenso hervorgehoben werden wie Thomas Ljungmann, der den jugendlichen Delinquenten darstellt.

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